Falldarstellung mit interpretierenden Abschnitten

Vorteil LehrerInnen

Situationen, in denen der Lehrer bzw. die Lehrerin sich im Unrecht befindet, aber er bzw. sie aufgrund seiner bzw. ihrer privilegierten Position gegenüber den SchülerInnen in der Lage ist, die Interaktion maßgeblich zu bestimmen, gehören zum Alltag in der Schule.

06.11.02
Zu Beginn einer Chemiestunde beorderte Herr Dr. Behringer Deria nach vorne in die erste Reihe auf den Platz, den sonst Conny einnimmt, die an diesem Tag fehlte. Deria wollte den Irrtum aufklären, daß es eben Conny ist, die sonst vorne sitzt und nicht sie. Herr Dr. Behringer wurde daraufhin laut und aufgebracht: „Ich habe es satt mich auf solche Spielchen einzulassen. Schluß jetzt!“ Deria setzt sich also nach vorne.

Herr Dr. Behringer unterstellt Deria die Unwahrheit zu sagen bzw. „Spielchen“ mit ihm zuspielen, als sie ihn darauf hinweist, dass es sich um Conny handelt, die in die erste Reihe strafversetzt worden war. Es folgt ein sogenanntes Machtwort, Instrumentarium seiner Macht: „Schluß jetzt!“, dem Deria nichts entgegenzusetzen weiß. Sie folgt seinen Anweisungen kommentarlos.

25.03.03
Vor der Stunde beantwortete Herr Hofstätter Fragen zu den Projekttagen. Anschließend fing er schnell und energisch mit dem Unterricht – den Definitionen von Funktionen – an. An der Art, wie er diese Stunde unterrichtete, konnte man ablesen, daß er an diesem Tag leicht reizbar und wenig geduldig war. Als Herr Hofstätter in der 6ten Stunde Micha und Jonas vor die Tür zum Gespräch bat, weil sie gestern an der Bushaltestelle mit einem Tennisball auf Fünftklässler geworfen hatten, sagte Micha als er wieder ins Klassenzimmer kam und Jonas vor die Tür mußte: „Mensch, is´ der heute schlecht gelaunt!“

Wie bereits in Kapitel 1.2. (Link) deutlich wurde, dürfen LehrerInnen Emotionen gegenüber SchülerInnen zum Ausdruck zu bringen. In jenem Fall zeigt sich Herr Hofstätter schlecht gelaunt und wenig geduldig. Sein Vorteil liegt darin, dass nicht er sich an den SchülerInnen, sondern die SchülerInnen sich an ihm und seiner Verfassung orientieren müssen. D.h. stellt man sich als SchülerIn auf die Stimmungsvariationen der LehrerInnen ein, ist das Verhältnis unproblematisch.
Der Schüler bzw. die Schülerin übernimmt den aktiven Teil: wägt die Stimmung der LehrerInnen ab, berücksichtigt diese und verhält sich dann entsprechend. Ist der Schüler bzw. die Schülerin mal schlecht gelaunt, so wird das kein Lehrer bzw. keine Lehrerin berücksichtigen, wenn sie es nicht bemerken – sie müssen ihr Verhalten nicht an der Stimmungslage der SchülerInnen orientieren.

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